Die Rosenheim-Cops: Interview mit Marisa Burger alias Miriam Stockl
Schauspielerin Marisa Burger verkörpert in der ZDF-Serie die Figur der Miriam Stockl. Die Künstlerin über ihre Lebensphilosophie, ihr neues Buch und Staffel 23.
Frau Burger, was macht Sie glücklich?
MARISA BURGER: Wenn ich meine Familie, also meine Tochter, die Kinder meines Mannes und meinen Mann um mich herum habe und wir eine gute Zeit verbringen, macht mich das sehr glücklich. Bei uns ist immer viel los. Im Urlaub nehmen wir uns gerne Zeit und bringen uns gegenseitig auf den neuesten Stand. Ich finde spannend, was in den Köpfen der erwachsenen Kinder los ist.
In Ihrer Hauptrolle als Miriam Stockl, Sekretärin der Mordkommission, sorgen Sie in der humorvollen und spannenden ZDF-Krimiserie „Die Rosenheim-Cops“ seit 22 Jahren für viele heitere Momente. Worüber lachen Sie privat und bei den Dreharbeiten gerne?
Beim Lachen kommt es immer auf die Situation an. Ich kann mich über kleine Dinge amüsieren. Wenn mir ein kleines Missgeschick passiert. Ich lache grundsätzlich sehr gerne. Beim Dreh einer ernsten Szene sollte natürlich nicht gelacht werden. Aber das kennt man ja. Wenn es „verboten“ ist zu lachen, dann muss man umso mehr lachen. Dann kriegt man sich nicht mehr ein. Das kann sich ziehen und kommt schon öfter mal vor.
In Ihrem neuen Buch „Vergiss nie, wie dein Herz am Anfang war“ schreiben Sie über Ihren „Mut, eigene Wege zu gehen“. Welchen Anteil haben die „Rosenheim-Cops“ im 240 Seiten umfassenden Werk?
Es ist ein Kapitel, eben weil die „Rosenheim-Cops“ ein Kapitel in meinem Leben sind. Das Buch ist weniger Biografie, sondern mehr meine Lebensgeschichte. Es geht auch darum, dass ich nicht unbedingt aus einer Gegend komme, in der sich alle gefreut haben, dass mein Berufsziel und -wunsch Schauspielerin war. Ich musste sehr meinen eigenen Weg gehen und ihn auch finden. Ich verneige mich vor der Figur Miriam Stockl. Durch sie bin ich in die Schauspielwelt eingetreten und das, was ich heute bin – eine ziemlich gestandene Schauspielerin. Das hat mir die Figur Stockl in den „Rosenheim-Cops“ ermöglicht. Die Leserinnen und Leser sollen deshalb auch einen kleinen Einblick bekommen, wie so ein Drehtag abläuft.
Anfang Juli haben Sie Ihren 50. Geburtstag gefeiert. Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Gab es danach Veränderungen für Sie?
Danke. Mir geht es gut, ich stehe mitten im Leben. Am Tag vor meinem Geburtstag war ich 49. Dann habe ich eine Nacht geschlafen und jetzt bin ich 50. Deshalb ändert sich das Leben nicht (lacht). Es fühlt sich genauso an, wie vorher auch. Auch wenn für viele 50 eine magische Zahl ist. Ich habe die gleichen Klamotten an wie mit 49 und mich nicht verändert.
Das ist eine gute Lebensphilosophie. Wie gelingt es Ihnen, Ihre Träume zu leben?
Mein Motto lautet: „Fang doch einfach mal bei dir an. Was willst du? Was macht dich glücklich? Setz dich mit Dingen auseinander, versuch deine Punkte rauszufinden, was dich ausmacht.“ Wir schweifen so oft ab, schauen auf andere. Wenn jeder bei sich selbst anfängt, würde es vielleicht eine bessere Welt geben. Das ist ein bisschen übertrieben, aber ich finde einfach, dass es sich lohnt, auf sich zu schauen und seinen eigenen Weg zu finden. Ich habe nie aufgehört an die Dinge zu glauben, die ich gerne mache. Ich habe für mich eine Flamme in meinem Leben, die brennen muss. Ich brenne für das Leben, denn ich lebe einfach wahnsinnig gerne.
Werden Sie privat oft als Miriam Stockl angesprochen und fühlen Sie sich in diesen Situationen eher wohl oder manchmal auch genervt?
Natürlich werde ich schon auch als „die Stockl“ erkannt. Aber das vermeintlich Schlimmste für einen Schauspieler ist doch, nicht angesprochen zu werden (lacht). Denn wir Schauspieler sind auch eitel. Und es ist unsere Art von Applaus, den unter anderem Theaterschauspieler direkt vom Publikum bekommen. Es macht schon Spaß, erkannt zu werden, aber natürlich kommt es immer auf die Form an. Aber die meisten Leute sind sehr freundlich und nett.
Zu Beginn der meisten Episoden der „Rosenheim-Cops“ sagen Sie „Es gabat a Leich!“ – auf hochdeutsch „Es gäbe eine Leiche!“. Wie ist die Idee für den Satz, der bei den Fans längst Kultstatus hat, entstanden?
Bei der Rollenfindung vor mehr als 20 Jahren hatten wir das Glück, dass wir – im Gegensatz zu heute – mit 12 Drehtagen pro Folge angefangen haben. Jetzt sind wir bei 6 bis 7 Tagen. Bei den Textproben passen wir Texte, die auf hochdeutsch geschrieben sind, an das Bayerische an. Frau Stockl sagt nach einem Mord zu den Kommissaren „Es gabat a Leich!“. Beim Erarbeiten des Charakters Miriam Stockl ist mir einfach dieser Satz eingefallen. Dass er am Ende des Tages – oder besser gesagt am Ende der Jahre – so ein Kultsatz wird, hätte ich damals nicht gedacht.
Was ist aus Ihrer Sicht das Erfolgsrezept der „Rosenheim-Cops“?
Ich sage immer, es ist so ein bisschen wie ein Märchen. Miriam Stockl ist das Schneewittchen. Bei ihr im Büro treffen sich alle, trinken Kaffee, quatschen und manchmal essen sie auch Kekse oder Kuchen. Dann schwirren sie aus, um den Mördern das Handwerk zu legen. Unsere Mordgeschichten sind nicht so extrem. Es geht vor allem um schlechte Tugenden wie Ehebruch oder Betrug. Ich glaube, die Mischung macht es einfach aus. Es ist immer eine erzählte Folge. Das heißt, wenn du eine Folge mal nicht sehen kannst, lässt es sich gut neu einsteigen, denn es gibt sozusagen immer ein abgeschlossenes Kapitel. Es beginnt mit „Es gabat…“, also „Es war einmal…“. Und Michi Mohr sagt am Ende, beim Abführen der Mörderin oder des Mörders, „Wenn Sie bitte mitkommen möchten“. Jede Folge hat ihre Strukturen, man kann sich darauf verlassen. Dabei können die Zuschauer vom Alltag abschalten, es ist bunt und nicht trist. Es gibt auch viele junge Leute, die sagen, dass sie früher mit der Oma geschaut haben und bei den „Rosenheim-Cops“ hängen geblieben sind. Wir haben nicht nur die Zielgruppe 50 plus. Das macht mir Spaß.
Was sind für Sie die Highlights der aktuellen 23. Staffel?
Die Zuschauer dürfen sich über neue spannende Fälle freuen. Über Klatsch und Tratsch von den Mädels von der Information und der Stockl. Ich finde es toll, dass wir wieder vielfältige und schöne Folgen gemacht haben.
Sind Sie mit Kolleginnen oder Kollegen privat befreundet?
Wir verstehen uns alle sehr gut. Mit Max Müller, der den Michi Mohr spielt, habe ich neben der Dreherei gemeinsame Projekte in Wien. Wir treten im Musikverein auf. Mit ihm verbindet mich eine lange Freundschaft. Auch, weil wir viel miteinander zu tun haben und uns echt lange kennen. Ich habe früher Querflöte gespielt und hatte während meiner Schauspielausbildung Gesangsunterricht. Während des Lockdowns hat mir Max, der auch Opernsänger ist, gesagt „du musst singen, probier’s nochmal“ (lacht). Da habe ich viel geübt. Ich bin zwar keine Opernsängerin. Aber auf der Bühne zu singen, macht mir großen Spaß.
Was sind Ihre Wünsche und Ziele für die Zukunft?
Mein Wunsch ist, dass ich noch lange in meinem Beruf arbeiten darf. Ich habe große Lust dazu und die Kraft. Ich möchte natürlich gesund bleiben, aber das hat man ja nicht immer in der Hand. Ich gucke nicht nach hinten und habe keine Bucket List, die noch abgearbeitet werden muss. Ich spreche jetzt wieder ein Hörbuch ein, mache Musik und arbeite gerne mit jungen Regisseuren zusammen. Als Schauspielerin, quirliger und kreativer Mensch möchte ich meine Facetten auch in neuen Projekten zeigen.
INFORMATION
Über die Künstlerin
Marisa Burger (Jahrgang 1973) ist eine deutsche Schauspielerin und Sprecherin für Hörbücher. Besonders bekannt ist sie als Stammhauptdarstellerin der Serie „Die Rosenheim-Cops“ in der Rolle der Sekretärin Miriam Stockl.
Sie lebt in München und mit ihrem Mann in Basel. Jetzt hat die 50-Jährige ihr neues Buch „Vergiss nie, wie dein Herz am Anfang war“ veröffentlicht. Sie ist Musikerin, Mutter, Sportskanone (Surfen) und Kunstliebhaberin. Burger schreibt über ihr Leben. In ihrer Jugend hörte sie New Wave und Punk, entfloh dem katholischen Altötting und dem konservativen Umfeld, entschloss sich gegen den Willen ihrer Familie für eine künstlerische Laufbahn, bekam mit Anfang 20 ihre Tochter, lebte in einer wilden WG.Das Buch “Vergiss nie, wie dein Herz am Anfang war” (Rowohlt Polaris) kostet 16 EuroISBN: 978-3-499-01106-1